Osiris
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Osiris in Hieroglyphen | |||||
---|---|---|---|---|---|
ausgeschrieben |
Sitz des Auges |
||||
oder mit Determinativ |
|
||||
Osiris |
Osiris (übersetzt etwa: „Sitz des Auges”) ist der ägyptische Gott des Jenseits, der Wiedergeburt und der Toten, aber auch der Gott der Vegetation, der schwellenden Nilflut und der Fruchtbarkeit. Sein Hauptkultort war Abydos. Er fungiert auch als Bestandteil der Götter-Neunheit von Heliopolis.
Der Osirismythos gilt als einer der wichtigsten Mythen der altägyptische Religion. In der Osiris-Gestalt der klassischen Epoche sind verschiedene Lokalgötter der Frühzeit verschmolzen worden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Osiris Gestalt
Die Osiris-Gestalt der klassischen Phasen der ägyptischen Religionsgeschichte ist eine Zusammenführung (Synkretismus) verschiedener lokaler Göttergestalten, deren Namen sich als Beinamen des Osiris gehalten haben.
- Wen-nefer, (Wnn-nfr) zu deutsch „Der vollkommen geworden ist“, (auch Onnophris, Omphis und Onophrios als griechische Wiedergabe) ist ein beliebter Beiname des Osiris. Obwohl es sich hierbei um den Namen eines heidnischen Gottes handelt, wurde er bis in christliche Zeit als Personenname verwendet. (Siehe: Onophrios der Große)
- Anedjti war ein Lokalgott im 9. unterägyptischen Gau im Nildelta, in der später Busiris (deutsch: „Ort des Osiris“) genannten Stadt. Von ihm hat Osiris vermutlich die Herrschaftsinsignien Krummstab und Geißel.
- Chontamenti („Der Erste der Westlichen“, d.h. der Verstorbenen) war ein schakalgestaltiger Totengott aus Abydos.
Der in Gestalt eines Tausendfüßers vor allem in Heliopolis verehrte Gott Sepa wurde später mit Osiris gleichgesetzt.
Im Mittleren Reich wurde Osiris mit weiteren Erdgöttern zum Ptah-Sokar-Osiris verschmolzen.
In der hellenistischen Zeit wurde der Osiris-Kult mit dem Kult des Apis-Stiers und einigen griechischen Götterkulten (zum Beispiel dem des Dionysos) zusammengeführt. Unter dem Namen Serapis wurde diese Götterfigur zum Reichsgott der Ptolemäer. (Siehe auch: Serapeum (Saqqara) und Serapeum (Alexandria))
[Bearbeiten] Bedeutung
Osiris ist einer der wichtigsten Götter des alten Ägyptens, dessen Kult sehr populär war und sich auch über die hellenistische Welt verbreitete. Er bildet zusammen mit Horus und Isis die Triade von Abydos.
Mit ihm verknüpft wird das Sternbild des Orion. Allerdings ist diese Zuordnung umstritten.
[Bearbeiten] Totengott
Osiris ist Gott und Richter über die Toten und der Unterwelt und ebenfalls Herrscher der unterirdischen Welt, des Duat. Vor ihm müssen sich die Toten verantworten, bevor sie in das Jenseits eintreten können. Alle jenseitigen Feinde der Verstorbenen, wie die Netzfänger oder die mit den schrecklichen Gesichtern, sind Angesandte des Osiris und damit per Definition keine bösen Mächte, da sie Feinde des Osiris verfolgen und töten. Doch damit es nicht zu Verwechslungen kommt, enthält jede Sprüchesammlung, die den Toten im Grab begleitet, üblicherweise Beschwörungen gegen diese Dämonen.
In den Sargtexten identifizieren sich die Verstorbenen mit Osiris (wsjr NN pn, "dieser Osiris NN); durch die ausführliche Beschreibung von Osiris Einbalsamierung und Wiederauferstehung erhoffen sich die Verstorbenen, dass bei ihnen ebenfalls diese Ereignisse gelingen. Die Aspekte eines Totengottes übernahm er wahrscheinlich von Sokar.
[Bearbeiten] Fruchtbarkeitsgott
Durch die Wiedererstehung ist Osiris zum Fruchtbarkeitsgott geworden. Auferstehungsmythen finden sich ebenso in der hebräischen Bibel (Ezechiel) und im Neuen Testament (Auferstehung Christi) mit einer je eigenen Bedeutung. Sir Alan Gardiner hielt es für möglich, dass der Osirismythos auf ein reales Geschehen zurückgeht.
[Bearbeiten] Darstellung
Osiris wird als Mensch dargestellt, zumeist mit grüner Hautfarbe, mit Atefkrone aus Pflanzenstängeln und Straußenfedern, er selbst in einem meist weißen langen Anzug mit einem roten Gürtel. Eine Anlehnung an seine Gestalt, die er im zweiten Leben annahm, nachdem Anubis seinen zerstückelten Körper zusammenfügte und mumifizierte. Durch seine spätere Rolle als Herrscher des Jenseits wird er auch mit den Königsinsignien, Krummstab (Symbol des guten Hirten) und Dreschflegel (Symbol der Fruchtbarkeit), ausgestattet und dargestellt.
Sein Hauptkultplatz war Abydos, wo sich auch seine mythischen Begräbnisstätten befanden. Dort wurden damals alljährlich in jedem vierten Monat Mysterienspiele aufgeführt.
[Bearbeiten] Mythos
Der Osirismythos ist einer der wichtigsten Mythen der ägyptischen Religion. Einzelne Elemente des Mythos findet man ausgehend von den Pyramidentexten des Alten Reiches bis in die griechisch-römische Zeit. In geschlossener Erzählform ist der Mythos jedoch erst von dem griechischen Autor Plutarch in seinem Werk Über Isis und Osiris überliefert. Diese Fassung stimmt jedoch in einigen wichtigen Passagen nicht mit den ägyptischen Originaltexten überein, die in sich aber auch nicht vollkommen konsistent sind.
In der ägyptischen Mythologie wird beschrieben, dass Osiris und Isis sich bereits im Mutterleib liebten und einander Schutz und Geborgenheit spendeten. Deshalb wurden sie als Erwachsene ein Paar. Seit der Geburt ist Osiris das ganze Gegenstück zu seinem Bruder Seth. Er schätze die guten Dinge, während sein Bruder vom ersten Atemzug nur von Hass und Wut getrieben wurde. Seth nahm seine Schwester Nephthys zur Frau, die Zwillingsschwester der Isis. Dies und der Gegenpol der zwei Götter führten zur gegenseitigen Verabscheuung und sie begannen sich für lange Zeit zu bekriegen.
Eines Tages erfuhr Isis, dass ihre Schwester Nephthys sich als sie ausgegeben und danach mit Osiris geschlafen hatte. Nephthys bekam große Furcht, dass ihr Gatte Seth dies herausfinden könnte, weshalb sie das bald geborene Kind von Osiris aussetzte. Mit Hilfe von Hunden fand Isis dieses Kind, nahm es mit und zog es auf. Später wurde es als Anubis, Gott der Einbalsamierer und Beschützer der Verstorbenen, ihr Wächter und Begleiter.
Zu der Zeit, als Isis dieses Kind fand, tötete Seth seinen Bruder, indem er ihn bei einem Gastmahl überlistete. Er zerstückelte die Leiche des Osiris in mehrere Teile und verstreute sie in alle Welt. Daraufhin machte sich die trauernde und verzweifelte Isis auf die Suche nach den Überresten ihres geliebten Gemahls Osiris, um diese anschließend mit Hilfe von Magie wieder zusammen zu fügen. Durch die Ermordung des Osiris entstand das Jenseits und so wurde Isis auserwählt, es mit dem Diesseits zu verbinden. Sie übernahm diese Aufgabe und Macht, um mit ihrem Geliebten Osiris ein Kind zeugen zu können, welches seinen Vater rächen sollte, sobald es reif und erwachsen genug war. So wurde Isis schwanger und gebar, auf dem leblosen Körper des Osiris ihren gemeinsamen Sohn Horus, den Sonnengott. Er wurde in Buto aufgezogen, damit er Seth noch nicht zu früh zu nahe kommen konnte. Als Horus jedoch herangewachsen war und die Geschichte über seinen Vater erfuhr, empfand er nur noch Hass für Seth und übte jeden Tag, um ihn in einem Kampf schlagen und töten zu können.
Zusammen mit Isis bewachte Nephthys die letzte Pforte der Unterwelt, durch welche der Sonnengott zur Oberwelt reiste. Mit Isis beweinte und belebte sie die Verstorbenen und beide besuchten häufig den Leichnam ihres Bruders und Geliebten Osiris.
Während Isis zu ihrem Sohn Horus reiste, stieß Seth nachts beim Jagen das Grab von Osiris auf. Als er seinen verhassten Bruder darin wieder erkannte, war er so erbost, dass er seinen Leichnam in Tausend Stücke zerriss. Als Isis dies erfuhr, machte sie sich auf den Weg dorthin, segelte in einem Papyrusboot durch die Sümpfe und suchte alle Stücke ihres Geliebten wieder zusammen. Aus diesem Grunde redete man immer von mehreren Gräbern des Osiris.
Allerdings teilen sich hier wieder die Geschichten. Einige behaupten, dass Isis die einzelnen Glieder des Osiris vergraben hätte. Andere hingegen meinen, dass Isis Nachbildungen der Leiche anfertigte und sie mehreren Städten schenkte, damit er dort verehrt werden würde. Außerdem sollte Seth, sobald er die Überhand über Horus gewonnen hätte, ihn niemals finden können. Durch die Vielzahl der Gräber sollte er die Lust am Suchen verlieren.
Nachdem Osiris seinen Sohn Horus auf der Erde besuchte und ihm Mut zum Kampf gegen Seth schenkte, begann der unerbittliche Kampf, der vier ganze Tage anhielt. Horus ging dabei als Sieger hervor und wurde der neue König von Ägypten. Da jedoch Isis den angeketteten Seth befreite, war er besonders aus großer Zuneigung, Beachtung und Liebe zu seinem Vater Osiris so erbost und empört darüber, dass er ihr die Krone vom Haupt riss. Deshalb wurde gegen ihn die Todesstrafe in Form seiner Zerstückelung verhängt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Thorsten Fleck: Isis, Sarapis, Mithras und die Ausbreitung des Christentums im 3. Jahrhundert. In: K.-P. Johne, Th. Gerhardt, U. Hartmann (Hrsg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit. Stuttgart 2006, S. 289–314.