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Michael Nyman – Wikipedia

Michael Nyman

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Michael Nyman (* 23. März 1944 in London) ist ein englischer Komponist, der einer breiten Öffentlichkeit vor allem durch seine Musik für den Film Das Piano (The Piano) bekannt ist.

Michael Nyman
Michael Nyman

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Nyman studierte unter anderem Klavier und Musikgeschichte am Royal College of Music und am King’s College London. Weil er die damals vorherrschende atonale zeitgenössische Musik ablehnte, gab Nyman 1964 das Komponieren auf und arbeitete als Musikologe. In einer 1968 veröffentlichten Kritik von Cornelius Cardews The Great Digest verwendete er als erster den Begriff Minimalismus für eine neue musikalische Stilrichtung, die vor allem durch die Komponisten Steve Reich und Philip Glass vertreten wurde.

Reichs Komposition Come Out beeindruckte ihn derart, dass er zur praktischen Musikausübung zurückfand: 1968 schrieb er das Libretto zu Harrison Birtwistles Down by the Greenwood Side. Es war auch Birtwistle, der Nyman bat für eine Bühnenproduktion von Il Campiello venezianische Lieder des 18. Jahrhunderts zu bearbeiten. Zu diesem Zweck gründete Nyman 1976 die „lauteste, elektronisch unverstärkte Straßenband“[1], die man sich vorstellen konnte, die Campiello Band, deren Musik teils auf alten Instrumenten wie der Schalmei, teils auf modernen Instrumenten wie dem Saxophon gespielt wurde. Nymans Ziel war es, so laut wie möglich zu spielen ohne elektronische Verstärkung zu benutzen.

Nyman hielt die Gruppe nach dem Auslaufen des Schauspiels zusammen, fügte ihr sein eigenes Klavierspiel hinzu und schrieb für sie In Re Don Giovanni, eine Variation über 16 Takte von Wolfgang Amadeus Mozart. Er setzte nun auch elektronische Verstärkung ein und benannte die Formation um in Michael Nyman Band. Fast alle Stücke Nymans, ob für Sinfonieorchester, Chor oder Streichquartett geschrieben, werden zuerst in dieser Band ausprobiert.

Nyman wurde der Öffentlichkeit vor allem vertraut als Filmkomponist, insbesondere für die Filme von Peter Greenaway, aber auch kommerziellere Produktionen wie Gattaca, Das Ende einer Affäre (The End of an Affair) und vor allem Jane Campions Das Piano (The Piano), seinem größten kommerziellen Erfolg.

1974 veröffentlichte Nyman ein einflussreiches Buch über experimentelle Musik (Experimental Music: Cage and Beyond), in dem er den Einfluss John Cages auf die zeitgenössische Musik untersucht. Nyman, vielleicht einer der humorvollsten aller Komponisten klassischer Musik, war Mitglied der berüchtigten Portsmouth Sinfonia, dem laut Selbstbeschreibung weltschlechtesten Orchesters, das vor allem Rock- und Pop-Klassiker wie Bridge Over Troubled Water genussvoll variierte und zerstörte. Nyman gründete ein ähnliches Orchester namens Foster's Social Orchestra, das sich auf die Musik Stephen Fosters konzentrierte. Er hat auch Popmusik selber eingespielt, etwa mit den Flying Lizards.

Um seine Werke unabhängig veröffentlichen zu können, gründete Nyman im Mai 2005 sein eigenes Plattenlabel MN Records.

[Bearbeiten] Werk

Michael Nymans Musik gründet in der Ablehnung der zeitgenössischen Musik, die er vorfand: „Als Student [...] schrieb ich im Stil von Paul Hindemith und Dimitri Schostakowitsch. Dann kam ich in Kontakt mit der Manchester Schule – Peter Maxwell Davies, Harrison Birtwistle und Alexander Goehr – und es war nicht nur ein absolutes Gebot, serielle Musik zu schreiben, sondern auch alle andere Musik, die nicht seriell war, als die Musik von Idioten zu betrachten. [...] ich schrieb nicht eine einzige Note von 1964 bis 1976, weil ich mich nicht damit abfinden konnte, serielle Musik zu schreiben.“[2]

Die Begegnung mit den amerikanischen Pionieren der Minimal Music führte Nyman zurück zur Musik, jedoch mit einem wesentlichen Unterschied: Während die Amerikaner ohne Vorbilder genau kontrollierte Formsysteme benutzten, ging Nyman bei seinen weniger eingeengten Kompositionen vom Vorbild der westlichen Musiktradition aus, um ausdrücklich „schöne“ Musik zu schaffen.[3]

Komponisten, deren Werke Nyman oft augenzwinkernd als Ausgangspunkt für eigene Kompositionen sind, sind etwa Wolfgang Amadeus Mozart (In Re Don Giovanni, Drowning By Numbers), Henry Purcell (The Draughtman's Contract), Heinrich Ignaz Franz Biber (A Zed and Two Noughts), John Dowland (Prospero's Books) und Anton Webern (Five Orchestral Pieces for Opus Tree). Nyman kombiniert hier musikgeschichtliche Zitate, avantgardistische Form und Eingängigkeit.

„Nach einem festen Verfahren wählt Nyman [...] sehr kurze wörtliche Zitate aus der klassischen Vorlage und unterwirft sie einer minimalistischen Repetition. Die tonale Orientierung bleibt erhalten, verändert wird jedoch die harmonische Fortschreitung. Schließlich fehlen ganze Takte des Ausgangsmaterials und die harmonischen Stufen stehen unvermittelt nebeneinander, statt logisch einer Kadenz zu folgen.“[4] Das Ergebnis ist Musik, die für Eingeweihte wie für musikhistorisch ungebildete Hörer gleichermaßen Reiz besitzt, da sie einerseits intelligent mit der Tradition spielt, aber andererseits nie atonal wird.

In den vergangenen Jahren hat sich Nyman wieder verstärkt der L’art pour l’art zugewandt. So wurden beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Badischen Staatstheater in Karlsruhe zwischen 2002 und 2005 drei Opern uraufgeführt: 2002 Facing Goya, 2004 Man and Boy: DaDa (Text von Michael Hastings) und 2005 Love Counts (Text von Michael Hastings).

Nyman nutzt die Möglichkeiten der neuen Medien. Er schrieb nicht nur eine Reihe populärer Filmmusiken, sondern sogar Kompositionen für eine Modenschau Yohji Yamamotos und für das Computerspiel Enemy Zero.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Auszeichnungen und Nominierungen (Auswahl)

 [5]

  • 1990: Nominiert César, Kategorie Best Music Written for a Film (Meilleure musique) für Monsieur Hire
  • 1993: Preisträger AFI Award, Kategorie Best Original Music Score für The Piano
  • 1994: Nominiert BAFTA Awards, Preis BAFTA Film Award, Kategorie Best Score für The Piano
  • 1994: Nominiert Golden Globe, Kategorie Best Original Score - Motion Picture für The Piano
  • 1994: Preisträger CFCA Award, Kategorie Best Score für The Piano
  • 1998: Nominiert Golden Globe, Kategorie Best Original Score - Motion Picture für Gattaca
  • 2000: Nominiert BAFTA Awards, Preis Anthony Asquith Award for Film Music für The End of the Affair
  • 2000: Nominiert Golden Globe, Kategorie Best Original Score - Motion Picture für The End of the Affair

[Bearbeiten] Einzelverweise

  1. http://www.michaelnyman.com/biography.php
  2. Interview Michael Nyman in K. Robert Schwarz: Minimalists, London 1996, S. 195f.
  3. Michael Nyman: Experimental Music, New York 1974, S. 135f.
  4. http://www.straebel.de/praxis/index.html?/praxis/text/t-nyman.htm
  5. IMDb, abgerufen am 7. Januar 2008. Siehe dort für eine vollständige Aufstellung.

[Bearbeiten] Weblinks


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