Kulturbund der DDR
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Der Kulturbund der DDR war eine kulturelle Massenorganisation in der Deutschen Demokratischen Republik. Der Bund wurde im Juni 1945 als Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) gegründet. Offizielles Ziel war es, die Bürger an einer demokratischen, antifaschistischen Kulturentwicklung teilhaben zu lassen. Zahlreiche Schriftsteller gehörten dem Kulturbund an, darunter Willi Bredel, Fritz Erpenbeck, Bernhard Kellermann, Victor Klemperer, Anna Seghers, Bodo Uhse, Christa Wolf, Arnold Zweig. Präsident wurde Johannes R. Becher, der dieses Amt bis 1958 wahrnahm.
Der Kulturbund war als überparteiliche und interzonale Organisation gedacht, um Intellektuelle anzuziehen, schreibt Gerd Dietrich in einem Handbuch zu den Parteien und Massenorganisationen der DDR. Schon ab 1947 wurde der Kurs härter und der Kulturbund eine Massenorganisation zur Pflege von Interessen und Hobbys. Auf allen Ebenen gab es Nomenklaturkader der SED, die Auswahl bedurfte der Zustimmung der jeweiligen Parteigremien. Doch gemessen an den anderen Parteien und Massenorganisationen der DDR seien die Mitglieder des Kulturbundes nur schwach an ihre Organisation gebunden gewesen, urteilt Dietrich. Die Ämter im Kulturbund waren keine Karriere-, sondern "Abstellungs- und Versorgungsposten". Die Masse der (1985) über 260.000 Mitglieder bestand aus Heimatfreunden und Sammlern, die sich nur innerhalb des Kulturbundes organisieren konnten; nur ein Drittel sei als „Intelligenz“ im weitesten Sinne anzusehen. Die "Dachorganisation für kleinbürgerliche Massenkultur" war in sich widersprüchlich, lautet das Fazit Dietrichs: Die Gremien unterstützten die hohe Politik, die AGs waren unpolitische Nischen.
1954 wird die Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse in Berlin auf Initiative des Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegründet. 1966 wird diese Gesellschaft in URANIA - Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse umbenannt.
1958 wurde der Kulturbund in "Deutscher Kulturbund" umbenannt, 1974 (um die Selbstständigkeit der DDR zu betonen) in "Kulturbund der DDR".
Der Kulturbund war der Nationalen Front angegliedert und war in den Parlamenten vertreten, in der Volkskammer mit 22 von insgesamt 500 Abgeordneten.
Anfang der 1980er Jahre gingen aus verschiedenen Zentralen Arbeitskreisen der Esperanto-Verband im Kulturbund der DDR, die Gesellschaft für Denkmalpflege, die Gesellschaft für Natur und Umwelt, die Gesellschaft für Heimatgeschichte und die Gesellschaft für Fotografie hervor. Weitere landesweit agierende Gesellschaften im Kulturbund waren die Pirckheimer-Gesellschaft (Bücher- und Grafiksammler mit der Zeitschrift Marginalien), Arbeitskreis Friedrich Schiller und der Philatelistenverband der DDR im Deutschen Kulturbund.
Die Arbeit des Kulturbundes wurde nach der Auflösung der DDR von einem Verein ("Kulturbund e.V.") weitergeführt. Die Archive des Kulturbundes befinden sich großteils im Bundesarchiv (dort: SAPMO).
[Bearbeiten] Literatur
- Dietrich, Gerd. 2002: Kulturbund. In: Gerd-Rüdiger Stephan u.a. (Hrsg.): Die Parteien und Organisationen der DDR. Ein Handbuch, Berlin, S. 530-559.