Jörg Bernig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jörg Bernig (* 17. Januar 1964 in Wurzen) ist ein deutscher Erzähler und Lyriker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biographie

Bernig absolvierte nach einer Berufsausbildung als Bergmann mit Abitur zunächst seinen Wehrdienst in der Nationalen Volksarmee. Von 1985-1990 studierte Bernig Germanistik und Anglistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Danach ging er als Assistenzlehrer an ein katholisches und protestantisches Gymnasium nach Dunfermline in Schottland, sodann, bis 1993, als Lektor ans Germanistische Seminar der University of Wales in Swansea. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland promovierte er bis 1996 an der Freien Universität Berlin mit einer Arbeit über die Schlacht um Stalingrad im deutschsprachigen Roman nach 1945. Daran schlossen sich freiberufliche Tätigkeiten als Redakteur bei der Dresdner Literaturzeitschrift Ostra-Gehege und als Lehrbeauftragter und Mitarbeiter an kulturwissenschaftlichen Forschungsprojekten an der TU Dresden. Seit 1995 lebt er in Radebeul bei Dresden.

[Bearbeiten] Ehrungen etc.

Bernig ist Mitglied im Autorenkreis der BR Deutschland; 2005 wurde er in das P.E.N.-Zentrum Deutschland gewählt. Er erhielt bislang folgende Preise und Stipendien: 2000 Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg vor der Höhe; 2001 Else-Heiliger-Stipendium; 2002 Writer in Residence an der University of Aberdeen; 2003 Wahl des Romans Niemandszeit zur Stadtlektüre von Bad Hersfeld, Preis der Hanna Johannes Arras Stiftung für Kunst und Kultur in Dresden; 2005 Förderpreis zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen, Sudetendeutscher Kulturpreis für Literatur.

[Bearbeiten] Texte

In Jörg Bernigs Gedichten, die mit dem ersten Band Winterkinder (Dresden 1998) auch am Beginn seiner Veröffentlichungen stehen, sind der genaue Blick auf die kleinen Dinge und das Bemühen um eine reflektiert poetische Sprache der Erinnerung das zentrale Anliegen: „wozu dann Gedichte / wenn nicht als lieder / auf ein schon gewesnes“, heißt es in seinem zweiten Gedichtband billet zu den göttern (Hauzenberg 2002). Bernig Erzählprosa verknüpft gern unterschiedliche Perspektiven in einer unprätentiösen, sorgfältigen Sprache zur dichten Lektüre. Sein erster Roman Dahinter die Stille (Stuttgart 1999), für den er mit dem Hölderlin-Förderpreis ausgezeichnet wurde, erzählt die Geschichte eines Stummen, der verschwunden ist. Erzählprinzip bildet die Kombination der Erinnerungsperspektive verschiedener Ich-Erzähler. Der Roman umkreist die traumatische Erfahrung des abwesenden Protagonisten, den Selbstmord seiner Mutter, der auch der Grund für dessen Verstummen war. Bernigs zweiter Roman Niemandszeit (Stuttgart 2002), der auch ins Tschechische übersetzt wurde, wendet sich auf unkonventionelle Weise der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg zu. In einem von allen vergessenen, von Zufahrtswegen abgeschnittenen „ethnisch gesäuberten“ Dorf kommen deutsche und tschechische Versprengte, Täter und Opfer oft in den einzelnen Personen verschränkt, zusammen und versuchen einen neuen gemeinsamen Alltag zu finden, der indes am Ende wieder zerstört wird. In der zeitgeschichtlich brisanten Thematik bewährt sich Bernigs Konzept, gegen den Furor des Verschwindens im Erzählen Substanz zu gewinnen und zu bewahren, das Lebenswerte in der teilnehmenden Anschauung festzuhalten.

[Bearbeiten] Werke

  • Eingekesselt. Die Schlacht um Stalingrad im deutschsprachigen Roman nach 1945. Frankfurt/M. u.a. 1997 (Diss.)
  • Winterkinder. Gedichte. Dresden 1998
  • Dahinter die Stille. Roman. Stuttgart 1999
  • billett zu den göttern. Gedichte. Hauzenberg 2002
  • Niemandszeit. Roman. Stuttgart 2002 [Übersetzung ins Tschechische: Čas nikoho. Prag 2005].
  • Weder Ebbe noch Flut. Roman. Mitteldeutscher Verlag, Leipzig 2007, ISBN 9783898124645

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • Ulrich Fröschle: Hinter der Stille. Der Schriftsteller Jörg Bernig. Porträt. In: Literaturblatt für Baden und Württemberg(Stuttgart/München), 9. Jg. (2002), Nr. 2, März/April 2002, S. 8-9
  • Barbara von Wulffen: Jörg Bernig. In: Bayerische Akademie der Schönen Künste. Jahrbuch 16 (2002), 419-423.

[Bearbeiten] Weblinks