Islam in der Schweiz
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Der Islam ist mit rund 310'000[1] Anhängern die drittgrösste Religionsgemeinschaft in der Schweiz. Die meisten von ihnen sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei eingewandert.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Geschichte des Islams in der Schweiz beginnt im 10. Jahrhundert,[2] als Muslime das Hochburgund bzw. die heutige Schweiz erreichten. Aus dem südfranzösischen Fraxinetum (Provence) vorstossende Araber eroberten 939 Genf. Sie plünderten und zerstörten in den folgenden Jahren das Wallis, Teile Graubündens und der Ostschweiz. Zwischen 952 und 960 beherrschten die Araber nach der Schlacht bei Orbe weite Teile im Süden und Westen der Schweiz einschliesslich des Grossen St. Bernhard-Passes und stiessen im Nordosten ebenfalls bis St. Gallen vor, im Südosten bis Pontresina. Im Wallis gibt es (historisch umstrittene) Spuren einer zeitweiligen arabischen Besiedlung.
Bereits 1935 fand in der Schweiz ein von Ägyptern inspirierter Kongress Europäischer Muslime statt. 1946 kam auch eine Gruppe Ahmadiyya-Missionare ins Land und bauten mit der Mahmud-Moschee in Zürich 1963 die erste Moschee in der Schweiz. 1978 wurde die Genfer Moschee (Moschee Petit-Saconnex) in Genf erbaut.
Im Jahr 1945 kamen die ersten Türken aus Deutschland in die Schweiz, um sich an schweizerischen Hochschulen – zum Teil mit Unterstützung des türkischen Staates – ausbilden zu lassen (darunter auch der spätere Minister Tahsin Önalp, der an der ETH Zürich promoviert wurde). Die meisten kehrten nach dem Abschluss des Studiums wieder in die Türkei zurück. Anfang 1960er bis Mitte der 1970er Jahre kamen türkische Gastarbeiter und etwas später ihre Familien. Zur gleichen Zeit wanderten Gastarbeiter aus den islamisch geprägten Teilen Jugoslawiens in die Schweiz ein. Daher flohen während des Bosnienkrieges- und des Kosovokrieges viele Menschen aus diesen Regionen zu ihren Verwandten. Der Islam in der deutschsprachigen Schweiz ist daher vor allem bosnisch-kosovarisch und türkisch geprägt, in der Romandie sind Araber stärker vertreten. Auffällig ist, dass sich in der Schweiz die grössten muslimischen Bevölkerungsanteile nicht in den Metropolen finden (mit Ausnahme Basels), sondern in Industriekleinstädten und -dörfern der deutschsprachigen Schweiz, die geringsten in der italienischen Schweiz.
[Bearbeiten] Islamische Organisationen in der Schweiz
Da unter den Muslimen auf Grund von Herkunft und Kultur starke Unterschiede bestehen, gibt es viele verschiedene Vereine und Gruppen, die untereinander relativ wenig Kontakt pflegen. Diese Gruppen treffen sich meist in sogenannten Hinterhofmoscheen.
1989 wurde die Gesellschaft der islamischen Organisationen in der Schweiz (GIOS) gegründet. 1994 entstand unabhängig davon die Organisation Muslime und Musliminnen der Schweiz. In Zürich, der grössten islamischen Gemeinde der Schweiz, findet sich zudem der Dachverband der islamischen Gemeinden.
[Bearbeiten] Literatur
- Muslime in der Schweiz, in Tangram Nr. 7, 1999, PDF-Version
- Philipp Dreyer: Allahs Kinder sprechen Schweizerdeutsch, Orell-Füssli-Verlag, Zürich 2001, ISBN 3-280-02674-1
- Islam in Basel-Stadt und Basel-Land, Vorabdruck des Projekts «Führer durch das religiöse Basel», hrsg. von Christoph Peter Baumann, Basel 1999, ISBN 978-3-906981-08-6
[Bearbeiten] Siehe auch
- Islamische Organisationen in Deutschland
- Islam in Österreich
- Schweizer Minarettstreit
- Tariq Ramadan, Schweizer Islamwissenschaftler und Vertreter des sogenannten Euroislam
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Weblinks
- islam.ch, „Infos über den Islam und die Muslime in der Schweiz“
- Liga der Muslime der Schweiz (französisch)
- Islam auf der Seite von Inforel, Information Religion
- Islamische Vielfalt - das Erscheinungsbild des Islam in der Schweiz, Vortrag auf einer katholischen Website