Eugen Sänger
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Eugen Sänger (* 22. September 1905 in Preßnitz (Böhmen, damals zu Österreich-Ungarn); † 10. Februar 1964 in Berlin) war ein österreichisch-deutscher Ingenieur und Pionier auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt.
Bereits 1918 ließ er sich durch die Lektüre des Romans Auf zwei Planeten von Kurd Laßwitz für die (damals noch utopische) Raumfahrt begeistern. In den 1920er Jahren studierte er Bauingenieurwesen an den Technischen Hochschulen in Graz und Wien. Sein erster Dissertationsentwurf namens Raketenflugtechnik wurde an der Technischen Hochschule Wien abgelehnt. Ein überarbeiteter Teil wurde 1933 von Sänger in Buchform veröffentlicht.
Mit einer Dissertation zur Statik des Fachwerkflügels wurde er 1930 schließlich promoviert und begann als wissenschaftlicher Assistent mit ersten Forschungsarbeiten zum Raketenantrieb mit flüssigen Treibstoffen. 1936, während der Zeit des Nationalsozialismus zog er nach Deutschland. Hier errichtete und leitete er das Raketenversuchszentrum Trauen in der Lüneburger Heide für das Reichsluftfahrtministerium. Hier war er an der Entwicklung von Hochdruckbrennkammern maßgeblich beteiligt. 1942 wurde er wegen mangelnder Kooperation von dort entlassen und später wieder als Abteilungsleiter in der deutschen Versuchsanstalt für Segelflug in Ainring eingestellt. Dort entwickelte er auch das von René Lorin entwickelte Staustrahlrohr (Ramjet) weiter, mit dem eine mehrfache Schallgeschwindigkeit erreicht werden konnte und testete es an verschiedenen Bombern der deutschen Luftwaffe aus. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er zu Beginn im Rahmen des Amerikabomberprojektes an der Entwicklung eines raketengetriebenen Orbitalbombers, dem Silbervogel. Nach der Niederlage in Stalingrad wurde wegen Resourcenmangel das Projekt aufgegeben und man konzentrierte sich auf schnell realisierbare Projekte.
Die wichtigste Entwicklung Sängers während des Krieges, die bis heute in jedem Raketentriebwerk Verwendung findet, war die Kühlung des Raketentriebwerkes durch den eigenen Treibstoff. Die Raketendüse wird mit dem Raketenbrennstoff gekühlt, und dabei gleichzeitig die Abwärme der Düse genutzt, um den Treibstoff aufzuheizen. Der Raketenbrennstoff wird dadurch erheblich besser genutzt, da die Aktivierungsenergie für die Verbrennung geringer wird. Durch seine Arbeit am orbitalen Amerikabomber gilt Sänger auch als Vordenker für das US-amerikanische Shuttleprogramm.
Sein langfristiges Forschungsziel war jedoch die Entwicklung einer Raumfähre (die er "Raumboot" nannte) zum Transport von Personen und Fracht zwischen Erdboden und Orbit bzw. Raumstationen. Nach Kriegsende ging Sänger nach Frankreich, wo er für die dortigen Flugzeughersteller verschiedene Entwicklungen betrieb und schließlich bei der Gründung der Internationalen Astronautischen Föderation half, der er für zwei Jahre vorstand. 1957 wurde er Professor in Stuttgart, baute das Forschungsinstitut für Physik der Strahlantriebe sowie das Raketenversuchsgelände Lampoldshausen auf, gründete 1963 einen Raumfahrtlehrstuhl an der TU Berlin (Technische Universität Berlin) und erarbeitete von 1961 bis 1964 für die Junkers-Werke das Konzept eines als RT-8 bezeichneten zweistufigen Raumtransporters, dessen Erststufe (unter anderem) von einem Ramjet angetrieben wird. Diese Forschungsarbeiten fanden sich über zehn Jahre später im Space Shuttle wieder.
Sängers ehrgeizigste Pläne betrafen jedoch die Entwicklung des Photonenantriebs für interplanetare und interstellare Raumfahrzeuge; er engagierte sich nach Kriegsende für eine friedliche Nutzung des Weltraums durch den Menschen.
Das Raumtransportsystem Sänger wurde nach ihm benannt.
Seine Ehefrau Irene Sänger-Bredt arbeitete ebenfalls in der Raketenforschung.
[Bearbeiten] Literatur
- Hartmut E. Sänger: Ein Leben für die Raumfahrt. Lemwerder 2005, ISBN 3-92769-742-7
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Eugen Sänger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eugen Sänger im SpaceClub
- urbin.de: Kurzbiographie Eugen Sänger
- http://www.lostplaces.de/trauen/
- http://www.tu-berlin.de/presse/125jahre/festschrift/saenger.htm
Personendaten | |
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NAME | Sänger, Eugen |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Ingenieur |
GEBURTSDATUM | 22. September 1905 |
GEBURTSORT | Přísečnice |
STERBEDATUM | 10. Februar 1964 |
STERBEORT | Berlin |