Die tote Stadt
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Operndaten | |
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Titel: | Die tote Stadt |
Originalsprache: | deutsch |
Musik: | Erich Wolfgang Korngold |
Libretto: | Paul Schott |
Uraufführung: | 4. Dezember 1920 |
Ort der Uraufführung: | Stadttheater Hamburg und Stadttheater Köln |
Spieldauer: | 3 Stunden |
Ort und Zeit der Handlung: | Brügge, Ende des 19. Jahrhunderts |
Personen | |
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Die tote Stadt ist eine durchkomponierte Oper in drei Bildern mit einer Musik von Erich Wolfgang Korngold und Texten von Paul Schott alias Julius Korngold, Erich Wolfgang Korngolds Vater. Die Oper wurde mit großem Erfolg am 4. Dezember 1920 gleichzeitig im Stadttheater Hamburg (Dirigent: Egon Pollack) sowie im Stadttheater Köln (Dirigent: Otto Klemperer) uraufgeführt. Bis in die 1950er Jahren folgten weltweit Aufführungen auf ca. 80 Bühnen, unter anderem auch 1921 in der Metropolitan Opera, wo Maria Jeritza in der Rolle der Marietta ihr Debüt an der MET gab. Nach Korngolds Tod geriet das Stück weitgehend in Vergessenheit, wird aber seit den 1990er Jahren wieder gelegentlich aufgeführt.
Das Libretto basiert auf dem symbolistischen Roman Das tote Brügge (Bruges-la-morte, 1892; dt. Übers.: 1903) von Georges Rodenbach (1855-1898)
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Chor und Ballett
- Beghinen, die Erscheinung der Prozession;
- Tänzer und Tänzerinnen
[Bearbeiten] Orchester
- Piccolo (auch 3. Flöte), 2 Flöten (2. auch 2. Piccolo), 2 Oboen, Englisch Horn, 2 Klarinetten in A und B, Bassklarinette in B, 2 Fagotte,
- 4 Hörner, 3 Trompeten, Basstrompete, 3 Posaunen, Tuba,
- Mandoline, 2 Harfen, Celesta, Klavier, Harmonium,
- 4 Pauken, Schlagzeug (Glockenspiel, Xylophon, Triangel, Tamburin, Ratsche, Kleine Trommel, Große Trommel mit Becken, freihängendes Becken, TamTam, Rute),
- Streicher
[Bearbeiten] Auf der Bühne
- Orgel,
- 2 Trompeten,
- 2 Klarinetten,
- Triangel,
- Tamburin,
- Kleine und Große Trommel,
- Becken,
- 7 tiefe Glocken,
- Windmaschinen;
- 1. Loge rechts: 2 Trompeten, 2 Posaunen
[Bearbeiten] Handlung
Paul bewohnt ein Zimmer in Brügge, das er "die Kirche des Gewesenen" nennt, denn alles darin erinnert ihn an seine verstorbene Frau Marie. In einer Vision erscheint ihm Marie und erklärt, der Tag werde kommen, an dem er sie wieder ganz besitzen werde. Brigitta, Pauls Haushälterin, kündigt ihm eine verschleierte Frau an. Daraufhin betritt die Tänzerin Marietta das Zimmer. Weil sie Marie sehr ähnlich sieht, gelingt es ihr, Paul in ihren Bann zu ziehen. Als Marietta ein Bild von Pauls verstorbener Frau enthüllt, wirkt dies auf Paul abstoßend. Nachdem Marietta das Zimmer verlassen hat, überkommt Paul ein neues Traumbild: Er wirft Marietta vor, sie habe Mariens Bild entweiht. Marietta gelingt es, ihn erneut zu betören, und zwar so heftig, dass er sie um ihrer selbst willen liebt. Marietta verlangt von ihm, entweder solle er sie ganz lieben oder überhaupt nicht. Nachdem sie dem Schrein eine Locke Mariens entnommen hat, beginnt Marietta vor Paul zu tanzen. Dies macht Paul derart wütend, dass er Marietta erwürgt. Marie erscheint ihm und verlässt ihn und Paul wird klar, dass er eine Vision gehabt hat, bevor er Marietta das erste mal zu sich eingeladen hat. Seinem Freund Frank schildert er seine Vision. Dieser rät ihm, die "Kirche des Gewesenen" zu verlassen. Paul befolgt diesen Rat und verlässt Brügge.
[Bearbeiten] Musik
Korngolds Partitur zeigt sowohl Einflüsse von Richard Strauss als auch von Giacomo Puccini. Der Komponist verlangt dabei ein riesiges Orchester wie Richard Strauss und stattet seine Musik mit einer Fülle prächtiger und denkwürdiger Melodien à la Puccini aus. Die beiden berühmtesten Nummern der Oper sind das Duett zwischen Paul und Marietta Glück, das mir verblieb (Mariettas Lied) und die liebliche Bariton-Arie Mein Sehnen, mein Wähnen.
Im Ganzen gesehen ist die Musik von einer sehr hohen Qualität und steht oft auf gleichem Niveau wie die Musik vieler Strauss-Opern, welche wesentlich häufiger gespielt werden. Dass aber Korngolds Oper so selten auf den Spielplänen der großen Opernhäuser zu finden ist, mag wohl daran liegen, dass der Komponist den Akteuren seiner beiden Hauptfiguren Paul und Marietta extreme Schwierigkeiten aufbürdet. Ein Tenor, der sich der Partie des Paul annimmt, muss in der Lage sein, nahezu zwei Stunden lang konstant auf der Bühne zu stehen und sich nicht von einem riesigen Orchester an die Wand drücken zu lassen. Zwar gibt es auch bei den Opern Richard Wagners ein großes Orchester, aber dessen Partituren verlangen dem Sänger keine solche lang andauernd hohen Stellen ab. Kurz und gut: Sänger, welche die Rolle des Paul beherrschen, findet man nur noch selten.
Mariettas Rolle verlangt eine Künstlerin, die zumindest in der Lage ist, den Part der Kaiserin in der Oper „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss ohne größere Schwierigkeiten zu singen.
[Bearbeiten] Verlag
- Verlag B. Schotts Söhne, Mainz
[Bearbeiten] Rezeption
Mit 23 Jahren hat Erich Wolfgang Korngold den Rückhalt einer unbegrenzten und märchenhaften Begabung, verbunden mit einer Unbefangenheit der Originalität. Seit Musik zum ersten Mal für ein Theater geschrieben wurde, hat es noch nie einen Komponisten gegeben, der in so einem jungen Alter so viel erreichte. Ein jugendlicher Sturm bricht über uns herein [...] (aus einer Premierenkritik aus Wien, 1921).
[Bearbeiten] Weblinks
Hörproben bei der Österreichischen Mediathek: Glück, das mir verblieb mit Maria Jeritza oder Joseph Schmidt