Colditz
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Regierungsbezirk: | Leipzig | |
Landkreis: | Muldentalkreis | |
Höhe: | 156 m ü. NN | |
Fläche: | 33,50 km² | |
Einwohner: | 5116 (31. Dez. 2006)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 153 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 04680 | |
Vorwahl: | 034381 | |
Kfz-Kennzeichen: | MTL | |
Gemeindeschlüssel: | 14 3 83 070 | |
Stadtgliederung: | Kernstadt; 3 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: | Markt 1 04680 Colditz |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Manfred Heinz (FDP) |
Colditz ist eine Stadt im Muldentalkreis in Sachsen, direkt an der Zwickauer Mulde gelegen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
[Bearbeiten] Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn) Großbothen, Zschadraß, Zettlitz und Königsfeld im Landkreis Mittweida sowie die Stadt Bad Lausick.
[Bearbeiten] Ortsteile
- Hohnbach
- Möseln
- Lastau
[Bearbeiten] Geschichte
Die Region Colditz wurde 1046 als Burgwardbezirk Cholidistcha erstmals urkundlich erwähnt. Im 12. Jahrhundert entstand eine Kaufmannssiedlung und die spätere St. Nikolaikirche. Die erstmalige Erwähnung der Stadt Colditz selbst erfolgte im Jahre 1265 als „civitas“. 1404 wurde die Herrschaft Colditz von den Wettinern erworben, womit die Eingliederung in die Markgrafschaft Meißen erfolgte.
1504 wurde Colditz von einem großen Stadtbrand heimgesucht; zeitgleich wurde mit dem Umbau der Burg Colditz zum Schloss Colditz begonnen. Im 16. Jahrhundert blühte das Tuchmacher- und Leineweberhandwerk auf.
Zwischen 1578 und 1591 war der Renaissancebau des Schlosses Jagdaufenthaltsort des kursächsischen Hofes und in den Jahren 1602–1622 Witwensitz der Kurfürstin Sophie von Sachsen in Colditz und Rochlitz. Ab dem 18. Jahrhundert begann die Verwendung Colditzer Tone auf kurfürstliche Anweisung in der 1710 gegründeten Meißener Porzellan-Manufaktur. Von 1800 bis 1803 wurde im Schloss ein Armenhaus, dann ein Landarbeiterhaus eingerichtet. 1804 begann die Erste Tonverarbeitung in der Colditzer Steingutfabrik Thomsberger & Hermann. Das Schloss wurde 1829 zur Landesversorgungsanstalt für Geisteskranke.
1933/34 erfolgte die Einrichtung eines Konzentrationslagers der SA für 600 Antifaschisten im Schloss, das danach zwischen 1936 und 1937 als Reichsarbeitsdienst-Lager und von 1940 bis 1945 als Gefangenenlager für Offiziere (Oflag IV C) diente. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im November 1944 wurde auf dem Gelände der Steingutfabrik Südwerk ein Außenlager des KZ Buchenwald eingerichtet, in dem über 450 jüdische KZ-Häftlinge für die Hugo Schneider AG Panzerfäuste herstellen mussten. Viele starben an den grausamen Lebensbedingungen, am Sadismus der SS-Bewacher und schließlich auf dem Todesmarsch im April 1945.
1958 markiert den Beginn der Porzellanherstellung in Colditz im VEB Colditzer Porzellanwerk. Dieses war in einem Kombinat mit u.a dem Porzellanwerk Kahla verbunden. Colditz stellte einen beträchtlichen Teil des in der DDR bekannten Mitropa-Porzellans her, welches man am Herstellerlogo "cp" erkennen kann.
2002 war die Stadt vom Jahrhunderthochwasser betroffen.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
- Datenquelle ab 2002: Statistisches Landesamt Sachsen
[Bearbeiten] Gedenkstätten
- Massengrab und Gedenkanlage auf dem Neuen Friedhof für KZ-Häftlinge des Außenlagers, die Opfer der Zwangsarbeit wurden; seit 1995 mit zwei weiteren Tafeln für Zwangsarbeiter und die alliierten Kriegsgefangenen
- Sowjetischer Ehrenhain auf dem gleichen Friedhof mit Gedenkstein für zwei Rotarmisten und 16 Kriegsgefangene, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
- Gedenktafeln am Schloss für die 800 misshandelten Gefangenen eines frühen Konzentrationslagers, sowie an gefangene alliierte Offiziere und jene Deutschen, die ihnen bei der Flucht halfen
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Heimatmuseum mit umfangreicher Ausstellung zu den Fluchtversuchen der Gefangenen des Oflag IV-C
- Johann-David-Köhler-Haus (Geburtshaus von Johann David Köhler)
- Stadtkirche St. Egidien
- Friedhofskapelle St. Nicolai
- Heimatturm auf dem Töpelsberg
Eine Sehenswürdigkeit ist das Schloss Colditz, das im 2. Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager für ranghohe Offiziere diente. Winston Churchills Neffe Giles Romilly war der prominenteste Gefangene. Das Kriegsgefangenenlager Schloss Colditz ist unter anderem in England sehr bekannt geworden, nachdem es einige TV-Verfilmungen und eine Serie gab, die die sehr häufigen und meist spektakulären Fluchtversuche der Häftlinge behandelten.
[Bearbeiten] Literatur
- Karlheinz Blaschke: Deutscher Städteatlas. Band: III; 1 Teilband. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis – Serie C. Stadtmappe Colditz, Dortmund-Altenbeken 1984, ISBN 3-89115-001-6.
- Kriegsgefangenenlager Colditz Oflag IVc 1939–1945. Herausgeber: Städtisches Museum Colditz 2004
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Ehrenbürger
- 1895: Otto von Bismarck, Reichskanzler
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Wenzeslaus Linck (1483–1547), lutherischer Theologe und Reformator
- Alexius Crosner (1490–1535), Theologe
- Christoph Neander (1589–1625), Kreuzkantor in Dresden
- Christian Carpzov (1605–1642), Jurist und Rechtswissenschaftler
- Johann David Köhler (1684-1755), Historiker und Numismatiker
- Alfred Hoppe (1906–1985), deutscher Maler und Grafiker
- Helmut Drechsler (1916–1960), Tierfotograf
- Jürgen Schumann (1940–1977), Pilot der Lufthansa, RAF-Opfer
- Clemens Pickel (* 1961), Bischof der Diözese Saratow in Russland
[Bearbeiten] Weblinks
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