Arnis (Kampfkunst)
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Arnis leitet sich von dem spanischen Begriff "Arnes", zu Deutsch Harnisch, her. Sie ist eine Form der philippinischen Kampfkünste (FMA) und war eine von den Maharlika ausgeführte Kriegskunst. Sie ist auch als Eskrima/Escrima oder Kali bekannt
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[Bearbeiten] Geschichtliches
Die Kunst des Arnis gehörte zu einer Reihe an Künsten und Traditionen der südostasiatischen Kriegerkaste Maharlika. Als Kriegskunst beinhaltete sie mehrere Aspekte des Kampfes, wobei das Hauptaugenmerk auf bewaffnete Auseinandersetzungen lag. Die Krieger wurden im Umgang mit Lang- und Kurzschwert, Messerkampf sowie Speerkampf unterwiesen und erlernten zudem noch das Ringen und Schlag- und Tritttechniken. Eine besondere Fähigkeit waren der simultane Umgang mit zwei Waffen des gleichen oder unterschiedlichen Typs, sowie die Verteidigung unter Gebrauch von alltäglichen Gegenständen.
Allerdings wurden die Künste, bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, lediglich innerhalb des eigenen Clans beigebracht. Beim Training wurden meist Rattanstöcke, anstelle von Schwertern, verwandt, um das Verletzungsrisiko möglichst gering zu halten. Und noch bevor junge Krieger den Umgang mit dem Schwert erlaubt waren, mussten sie ihr Können mit schweren Hartholzstöcken aus Bahi oder Kamagong, auch bekannt als Eisenholz unter Beweis stellen. Diese imitierten das Gewicht und die Länge eines echten Schwertes. Die Ausübung der Kunst wurde 1764 offiziell von der spanischen Kolonialmacht verboten und so übten die Krieger ihr Können im geheimen. Viele verbanden die Kampfkunst mit der südostasiatischen Tradition der Folkloretänze und versteckten ihr Wissen für die Nachwelt auf diese Weise.
Der Begriff Arnis ist eine Verballhornung des Terms "Arnes", zu Deutsch Harnisch. er leitet sich daraus ab, dass die spanischen Besatzer, die zuerst 1521 auf den Philippinen landeten, in ihren Rüstungen zu ungelenk und schwer waren um gegen die Maharlika zu bestehen. Später gewannen diese allerdings einen Vorteil durch ihre Schusswaffen und versklavten das Land.
[Bearbeiten] Basisaspekte
In einem Großteil der südostasiatischen Kampfkünste erlernen Schüer/Innen erst den verantwortungsvollen Umgang und die Verteidigung mit Waffen und dann erst den unbewaffneten Kampf. Arnis bildet hier keine Ausnahme. Zumeist wird mit etwa 70 cm langen Stöcken aus Rattanholz antweder Doppel- oder aber auch Einzelstocktechniken trainiert. Bei forteschrittenen Schülern/Innen werden die Prinzipien des Stockkampfes auf andere Aspekte der Kampfkunst angewendet und ausgeweitet.
Es werden neben der waffenlosen Anwendung Prinzipien mit folgenden Waffenarten trainiert:
- Stock (aus Rattan, ca. 70 cm, Einzel- oder Doppelstock, d. h. mit zwei Stöcken)
- Messer
- Alltagsgegenstände (kleine Gegenstände wie z. B. Kugelschreiber oder Dulo, flexible Gegenstände wie z. B. Gürtel, Handtuch)
- Klingenwaffen (wie z. B. Bolo-Macheten; werden im Training meist mit dem Stock "simuliert")
- Kombinationen der obigen Waffen (z. B. Espada y Daga - Stock/Schwert und Messer)
Die Verwendung des zum Training benutzten Rattanstocks kann in drei Teilen beschrieben werden. Im folgenden wird die gängiste Haltung erläutert. Neben ihr existieren allerdings noch andere Griffarten des Kampfstockes.
- Am unteren Drittel wird der Stock gehalten, zwischen Stockende und Hand wird eine Hand lang Platz gelassen. Dieses Ende wird Butt (oder Punyo) genannt und wird auf kurze Distanzen eingesetzt.
- Mit dem mittleren Teil des Stockes wird bei Modern Arnis geblockt.
- Das obere Drittel des Stockes dient zum Angriff, es wird versucht mit der Spitze den Gegner zu treffen, da hier die Aufschlagswucht und die Reichweite am größten ist.
[Bearbeiten] Classical und Modern Arnis
Der Unterschied zwischen klassischem und modernen Arnis lässt sich mit den Verschiedenheiten zwischen Iaido und Kendo vergleichen. Während das klassische Arnis die ursprüngliche Kriegskunst ist, ist das moderne Arnis die Übertragung und Weiterentwicklung der alten Techniken auf Stöcke und alltägliche Gegenstände.
Anfänger im klassischen Bereich trainieren ihre Techniken genau wie Schüler des modernen Arnis mit Stöcken. Nach Jahren andauernden Trainings, ist es auf den Philippinen allerdings üblich, dass die Schüler/Innen mit scharfen Klingen entweder allein oder mit Partnern üben. Nur so können sie zu Meistern des Arnis werden.
Das moderne Arnis hingegen wuchs erst zur Kunst heran, als die spanische Kolonialmacht 1764 die Ausübung der Kunst verbot und die Bevölkerung entwaffnete. Man sah sich gezwungen, im geheimen und ohne den Gebrauch der eigentlichen Waffen die Kunst weiterzuvermitteln. Daraus entwickelten sich auf Schlagwaffen zugeschnittene Techniken, neue Bewegungsschemata sowie Kampf- und Verteidigungstaktiken.
Unterschiede zwischen der modernen und klassischen Kampfkunstlassen sich bei der Durchführung der Kampftechniken sehen: Da das klassische Arnis eine Klingenkunst ist, bei der man den Gegner auf- und zerschneidet, werden die Angriffe durchgezogen und wirken deswegen runder und grazieler als beim modernen Arnis. Dort handelt es sich um Schlagtechniken, bei denen nach einem Angriff die Waffe wieder zurück in die Ausgangshaltung zurückschnellt.
Zudem weisen die Grundschulen beider unterschiedliche Verteidigungsarten vor. Während man einen Stock greifen kann, ist dies bei einer Klinge nicht möglich. Daraus erfolgt für Anfänger, dass die Verteidigungs- und Entwaffnungstechniken, des klassischen schwerer in ihrer Durchführung sind, als die modernen. Im weiteren Verlauf des Studiums der Kunst gleichen sich beide allerdings immer mehr an.
[Bearbeiten] Graduierungen
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Graduierungen wurden erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Menschen im Westen eingeführt. Sie gehören somit nicht zur eigentlichen Tradition der Kampfkunst. Es sei zu vermerken, dass verschiedene Verbände, ob gleich sie auch den selben Stil beibringen mögen, unterschiedliche Graduierungen haben können. Ein Schüler- oder Meistergrad lässt sich zudem nicht von einer Schule auf eine andere übertragen.
Beim Modern Arnis wird zwischen Schülergraden (Klase) und Expertengraden (Dan bzw. Antas) unterschieden. Im Gegensatz zu anderen Kampfkünsten, zum Beispiel Judo, erhalten Anfänger keinen weißen Gürtel, sondern müssen diesen zunächst in einer Prüfung erlangen. Während die Schülergrade runtergezählt werden, wird ab dem ersten Dan bis zum zehnten Dan hochgezählt. Bei Männern wird der Dan Lakan und bei Frauen Dayang genannt. Der Schwarzgurt ist üblicherweise Rot umrandet.
Im Combat Arnis tragen die zehn Schülergrade keine Gürtel, sondern unterscheiden sich durch die Farbe ihrer T-Shirts (1. Schülergrad weiß bis 10. Schülergrad schwarz). Der Meistergrad wird hier Antas genannt und berechtigt zum Tagen des roten T-Shirts. (Zu den Shirts wird eine rote Hose mit schwarzem Seitenstreifen getragen, ab dem 2. Antas auch eine dazu passende Jacke.)
Jeder Dan/Antas benötigt in der Regel soviele Jahre, wie die Graduierung lautet. Also braucht man vom zweiten zum dritten Dan/Antas drei Jahre Vorbereitung.
[Bearbeiten] Organisationen/Verbände
[Bearbeiten] Modern Arnis
- Worldwide Family of Modern Arnis (WFMA) ist ein Zusammenschluss mehrerer Verbände, die nach dem Modern Arnis von GM Prof. Remy Presas trainieren. Diese Organisation wurde im Juli 2006 als WBMA (Worldwide Brotherhood of Modern Arnis) gegründet und im August 2007 in WFMA umbenannt.
- International Modern Arnis Federation (IMAFP) ist eine phil. Organisation, die von Remy A. Presas gegründet wurde.
- In Deutschland ist Modern Arnis organisiert im:
- Deutschen Arnis Verband e.V. (DAV) unter der technischen Leitung von Senior Master Datu Dieter Knüttel
- Modern Arnis - Mano Mano Organisation Deutschland unter der Leitung von Großmeister Wolfgang Schnur
- Arnis de Mano Deutschland e.V., der Deutsche Arnis-Verein.
- Deutscher Kobudoverband e.V Sektion Arnis
- In der Schweiz ist Modern Arnis organisiert im:
- Jürg Ziegler Martial Arts Centre (JZMAC) unter Leitung von Großmeister Jürg Ziegler
[Bearbeiten] Kombatan Arnis
- Die International Philippine Martial Arts Federation (IPMAF) ist die Welt-Dachorganisation des Kombatan Arnis, unter Leitung von Großmeister Ernesto A. Presas, Mitbegründer des Modern Arnis und Mano Mano.
- Der zweite große deutsche Verband ist die Kombatan / Modern Arnis - Mano Mano Organisation (MAMD) unter der Leitung von Großmeister und "IPMAF-Chief-Instructor of Europe" Wolfgang Schnur.
- Weiterhin gibt es unter der DAKO (Deutsch-Asiatische Kampfkunst Organisation) / IMAF unter der Leitung von Hans-Dieter Rauscher (9. Antas, 8. Dan Karate-Do Hanshi u. a.) das Combat Arnis, das vom philippinischen Waffen- und Karate-Großmeister J. Chui Brocka, einem Schüler der Presas-Brüder und Ausbilder bei den US Special-Forces, gegründet und in Europa eingeführt wurde.
[Bearbeiten] Real Arnis
- Die International Real Arnis Federation / IRAF, wurde 2002 in Graz/Österreich gegründet. Cheftrainer ist Punong Guro Alfred Plath. Real Arnis enthält Techniken und Konzepte aus dem Modern Arnis, Pananandata Arnis, Lapunti Arnis, Combat Arnis, Warrior Escrima, Doce Pares Escrima, Kali und Silat.
[Bearbeiten] Weblinks
- Arnis de Mano Deutschland e.V.
- Deutscher Arnis Verband e.V. (DAV)
- Worldwide Family of Modern Arnis (WFMA, vorher WBMA)
- International Modern Arnis Federation (IMAFP)
- Deutscher Kobudo Verband
- Combat Arnis - Deutsch Asiatische Kampfkunst Organisation (DAKO/IMAF)
- Modern Arnis - Mano Mano Organisation Deutschland (MAMD)
- International Kali Arnis Eskrima Federation (IKAEF) (en)
- International Modern Arnis Federation (IMAF)
- Jürg Ziegler Martial Arts Centre (JZMAC) - IPMAF
- Family Presas & IPMAF